02 Logik und Geometrie II


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Bei den Mönchen des Hippokrates wurde der Satz des Pythagoras sehr großzügig ausgelegt:
Über den Seiten eines rechtwinkligen Dreiecks wurden Halbkreise gezogen und dann mit dem Argument a2+b2=c2 ganz salopp behauptet, dass die Fläche des großen Halbkreises gleich der Summe der Flächen der beiden kleinen Halbkreise ist: Ka+Kb=Kc.

M2A1.JPG

Beweisen Sie mit Hilfe der Ähnlichkeit geometrischer Figuren, dass diese Aussage tatsächlich der Wahrheit entspricht.

Wie im Bild ersichtlich, ist der Halbkreis immer im Quadrat enthalten und nimmt dort einen bestimmten Flächenanteil in Anspruch.

M2A1_Lsg

Bezeichnen wir diesen Anteil mit α. Dann ist K=αF mit irgendeinem 0 < α < 1/2. Dieser (relative) Anteil α ist aus Gründen der Ähnlichkeit immer gleich, unabhängig von der (absoluten) Größe der geometrischen Figuren.


Wenden wir diese Erkenntnis auf die gesicherte Gleichung Fa+Fb=Fc an, so gewinnen wir durch Multiplikation der Gleichung mit α die äquivalente Form α(Fa+Fb)=αFc=Kc. und damit schließlich Ka+Kb=αFa+αFb=α(Fa+Fb)=αFc=Kc. Das ist die gewünschte Aussage.

Ein weiterer Satz über rechtwinklige Dreiecke ist der Höhensatz von Euklid. Er ist eng verwandt mit dem Satz von Pythagoras.

M2A2.JPG

Die Länge des Lotes von C auf die Hypotenuse ist die Höhe des Dreiecks und werde mit h bezeichnet, der Punkt L teile die Hypotenuse wieder in zwei Stücke mit den Längen p und q. Beweisen Sie die wichtige Beziehung h2=pq.

Wir wissen ja schon, dass alle vorkommenden Dreiecke einander ähnlich sind. Genauso wie im Beweis des Satzes von Pythagoras erhalten wir damit identische Seitenverhältnisse zwischen der längeren und der kürzeren Kathete der zwei kleinen Dreiecke:

M2A2_Lsg

h÷q=p÷h. Multiplikation auf beiden Seiten mit hq h-q liefert die Behauptung: h2=pq. Der Höhensatz ist übrigens äquivalent zum Satz des Pythagoras. Man kann beide wechselseitig auseinander herleiten, ohne mit Seitenverhältnissen rechnen zu müssen. Vielleicht haben Sie Lust, das einmal selbst auszuprobieren.

Die Quadratur des Kreises ist nicht möglich, wie wir seit dem Beweis von Linde mann aus dem Jahr 1882 wissen. Eine einfachere Aufgabe haben aber schon die alten Griechen gelöst, und Sie können das jetzt auch. Versuchen Sie, ein Verfahren für die Quadratur eines Rechtecks mit Hilfe von Zirkel und Lineal anzugeben. Konstruieren Sie also aus einem Rechteck ein Quadrat mit dem gleichen Flächeninhalt.

Hier ein kleiner Tipp, verwenden Sie den Höhensatz:

M2A3_Tipp

h2=pq.

Mit dem Höhensatz gelingt tatsächlich die Quadratur eines Rechtecks. Die Seitenlängen des Rechtecks seien dabei mit c und q bezeichnet.

M2A3_Lsg.JPG

Wie im Bild klappen wir die Seite der Länge q nach rechts auf die Halbgerade der Strecke AB und erhalten den Punkt D. Wir verlängern dann die Seite der Länge q zu einem Lot über B. Nun bestimmen wir mit zwei gleichgroßen Kreisen um A und D den Mittelpunkt M der Strecke AD und schlagen um diesen den Thaleskreis. Dessen Schnittpunkt mit dem Lot über B definiert einen Punkt C mit dem ADC zu einem rechtwinkligen Dreieck wird. Nach dem Höhensatz gilt h2=cq, das gesuchte Quadrat ist also jenes über der Höhe BC .

Zum Abschluss können wir einen ersten wichtigen Schritt für die Konstruktion des magischen Pentagramms tun. Die Quadratwurzel aus 5 spielt dort eine wichtige Rolle. Versuchen Sie also, ausgehend von den beiden Punkten 0 und 1 auf der Zahlengeraden die Zahl α=5 zu konstruieren.

Die Lösung gelingt sehr einfach mit dem Verfahren zur Quadratur eines Rechtecks. Sie müssen nur - ausgehend vom Nullpunkt - durch fünfmaliges Abtragen der Länge 1 mit dem Zirkel nach links den Punkt 5 auf der Zahlengeraden fixieren. Dann sind Sie plötzlich in der gleichen Situation wie bei der Quadratur eines Rechtecks, welches die Seitenlängen c=5 und q=1 besitzt. Dieses Rechteck hat die Fläche 51=5.

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Es ist ein Leichtes, den Mittelpunkt 2 des Thaleskreises zu finden und damit auch die Höhe h des zugehörigen rechtwinkligen Dreiecks aus der vorigen Aufgabe. Diese Höhe erfüllt nach dem Höhensatz die Gleichung h2=5 und ist damit die gesuchte Seite des Quadrats mit Flächeninhalt 5.
Gratulation! Sie haben einen ersten großen Meilenstein auf dem Weg zum Geheimnis des Pentagramms erreicht! Sie können nun ganz allgemein zu jeder natürlichen Zahl die Wurzel konstruieren. Vielleicht machen Sie selbst noch ein paar weitere Experimente.